Freitag, 1. Januar 2010

GEWOHNHEITEN, GEDULD, Vorsätze und Stille

Das mit den Gewohnheiten ist eine natürliche Erleichterung des Lebens. Denn wir brauchen sie, um nicht täglich neu Fahrrad fahren oder Zähne putzen zu lernen. Allerdings behält man so manche Gewohnheit hartnäckig bei, auch wenn man sie längst nicht mehr braucht oder einfach gern wieder loswerden will.

Unangenehm, wenn man Gewohnheiten hat, die einem das Leben schwer machen. Das Rauchen abzugewöhnen, an einen neuen Ort zu ziehen, sich von einem Partner zu trennen oder im Todesfall Abschied von geliebten Menschen zu nehmen: sowas lässt deutlich werden, wie stark der Alltag von Gewöhnung dominiert ist.

Das Leichteste zum Verändern alter Gewohnheiten ist das ÜBERSCHREIBEN des alten Programms. Du konzentrierst dich auf etwas Neues, das den Platz des Alten einnehmen soll. Das funktioniert zwar nicht immer sofort, ist aber das mächtigste Mittel der Führung alltäglicher Gedanken und Taten, um sich z.B. bei einer Trennung vom alten Wohnort oder von einer vorherigen Beziehung auf neue Wege auszurichten.

Gut zu wissen ist auch, dass zur Formung neuer Gewohnheiten in der Regel ab 21 Tagen, spätestens aber dann nach 30 Tagen, ein deutlich stabiles Gewohnheitsmuster zu erkennen ist. Das gilt für alltägliche Gewohnheiten, wie z.B. die ersten 15 min nach dem Aufwachen aufrecht sitzend zu meditieren. Lässt man es danach einmal ohne Veränderung der anderen Umstände weg, so spürt man das Fehlen der neuen Gewohnheit bereits sehr deutlich. Und zwar tendenziell unangenehm.

NEURONALE AUTOBAHNEN

Grund dafür ist unter anderem die Bildung von "neuronalen Autobahnen". Wenn man sich immer wieder von einer Idee zu einer Handlung lenken will (Aufwachen - > Meditieren) oder von einem Erlebnis zu einem bestimmten Gefühl kommen will (Entspannung gewünscht - > also Rauchen - > oder besser Yoga), so entstehen an den Synapsen im Gehirn, die für die Leitung gedanklicher Impulse in der Aktivität von Neurotransmittern zuständig sind, schnellere und leichter aktivierbare Verbindungen als wenn eine Idee ständig neu zu einer Handlung verlinkt werden müsste. Für bekannte Aktivitäten bilden sich schnellere "Datenleitungen" weil sich dafür die entsprechenden Rezeptoren entwickeln und stabil installieren.

Wenn man weiß, das sich solche Funktionen schon nach einer Frist von 3 - 4 Wochen einstellen, kann man sich innerlich auch darauf einstellen, dass das bei jeder neuen Gewohnheit so sein wird, die man in seinem Leben unbedingt einrichten will. Man braucht dann nur die Geduld für diese kurze Zeit, weil sich dann eine alte Gewohnheit durch eine neue Gewohnheit ersetzt. Es lohnt sich also, anfangs Geduld mit sich selbst zu haben.

KONSEQUENTE AUSRICHTUNG

Eine konsequente Umstellung zahlt sich um so schneller durch bessere Gewohnheiten aus. Ist man sich seines Ziel aber nicht sicher, stellt sich das neue (ersehnte) Erfolgs-Gewohnheitsmuster nicht so schnell ein. Wer sich das klar macht, kann Frust vermeiden. Wer das ignoriert wird weniger Erfolg haben und mehr Nachteile erleiden.

Das macht deutlich, warum das Fehlen eines gewohnten Verhaltens, eines gewohnten Gefühls, einer gewohnten Beziehung so etwas wie "Löcher" in unseren Alltag reißen. Denn auf den gewohnten neuronalen Autobahnen lag eine Art "Breitbandkabel" für die Ausführung von Nervenimpulsen, die nun nicht mehr genutzt wird - und so fühlt man sich leer. Die Impulse wollen alle wieder an die gewohnten Rezeptoren in den Synapsen des Gehirns. So kommt es, dass man merkt, dass man etwas "falsch" macht, obwohl sich eine Situation grundlegend ändern sollte.

Will man nun etwas ändern, kommen dennoch zunächst ähnliche Impulse an diese Autobahnzufahrt. Dort muss man nun sein Denken und Handeln anfangs sehr bewusst und ganz konkret in eine andere Richtung und auf eine neuen Weg lenken. Der Weg ist vielleicht noch unbekannt und so tauchen Unsicherheiten oder sogar Ängste und Sorgen auf. Aber in jedem Fall fordert ein aktives Verändern wie jedes neue Lernen ein aktives Beobachten, Planen, Anpacken und Üben. Dabei tauchen alle Fehler auf, und Enttäuschungen, bis man eine neue Denk-Gewohnheit oder ein neues Verhalten als "normal" und gewohnt etabliert.

INNERE VORBEREITUNG UND EINSTELLUNG

Je klarer du dir also deinen neuen Weg vorbereitest und deinem Tagesbewusstsein sowie deinem Unterbewusstsein klar machst, was du anstrebst und welches Verhalten und welche neue Gewohnheit du ansteuerst, um so leichter können sich die Impulse in Gehirn und den Nervenbahnen im Körper auf den neuen Energiefluss einstellen.

Für den Jahresbeginn sei daran erinnert: Ein guter Vorsatz reicht niemals aus. Denn die alten Autobahnen im System bieten die bisherige Sicherheit für den Gedankenstrom und den Fluss der alten Gefühlserlebnisse. Will man etwas Anderes im Leben, so sollte man sich gerade zu Beginn der Ausrichtung auf eine neue Bewusstseinsebene und auf neue Gewohnheiten, auf ein neues Beziehungsleben und für neue gute Kontakte zu den Menschen sehr geduldig auf eine Anpassungsphase einstellen. Beim Bau einer neuronalen Autobahn entstehen dann schon mal Baustellen, an denen es zeitweise zu Verhinderungen (Verzögerungen) für den gewünschten Fluss im Alltag kommt. Dafür aber strömt der Erfolg nach einer rigorosen Umleitung um so besser.

NICHT ÜBERFORDERN SONDERN EINZELN ANPACKEN

Will man mehrere Baustellen gleichzeitig bedienen, muss man seine geistigen Kapazitäten natürlich verteilen und kann nur für die wenigsten davon einen guten Bauplan ersinnen. Überfordert man sich, kann alles sinnlos werden, weil dann nichts mehr klappt, wie man es gern hätte. Nimmt man aber einen Schritt nach dem anderen, kann man wirklich jede Gewohnheit ändern.

Meine engsten Freunde, die mich seit vielen Jahren kennen, erleben das immer wieder: ich lege jede Gewohnheit, die für mich selbst Ärger oder Misserfolg produziert, enorm schnell ab. Das liegt daran, dass ich bei jedem Thema, das mir wirklich wichtig ist, absolut und 100% konsequent vorgehe, sobald ich mich entschlossen habe. Entschliessen aber kann ich mich nur dann, wenn ich für die wesentlichen Dinge im Leben echte innere Ruhe und echten inneren Frieden habe.

VORSÄTZE, BEWUSSTSEIN, KLÄRUNG, PLANUNG

Der Jahresanfang eignet sich besonders gut dazu, seine guten Vorsätze in Taten umzuwandeln. Dazu braucht man manchmal einen Plan. Die besten Pläne aber entstehen nicht im denkenden Kopf, und auch nicht im Bauchgefühl. Denn beide sind nicht der ganze menschliche Geist sondern nur Teile davon. Die besten Pläne entstehen in der eigenen inneren Stille. Deshalb habe ich ein "Stille-Retreat" entwickelt, in dem jeder Mensch sich die Zeit nehmen kann, seinem Geist die mögliche und nötige Ausdehnung zu gewähren. Denn nur in dieser Ausdehnung entsteht die Klarheit und das Zielbewusstsein für das, was für die kommenden Zeiten im eigenen Leben wirklich wichtig ist.

Details dazu auf dieser Webseite:
http://www.raho-training.de/2-StilleTage.html
(Anmeldung an Raho@Bornhorst.de)

Für heute wünsche ich jedem die ganz große Liebe zum eigenen Leben und zu sich selbst, und die notwendige Stille um alles zu erkennen, was man für sein eigenes Leben wirklich braucht und zu klären, wie man dort hin wachsen wird. Und dann auch die Geduld, genau das wachsen zu lassen und zu ernten, was wirklich wichtig ist.

Alles Liebe,
Raho

5 Kommentare:

  1. ja, das find ich mal richtig klasse!

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  2. ich finde auch, dass neue gewohnheiten neue gelegenheiten und aufgaben ergeben.
    man muss aufpassen, dass die nicht mehr genützten bahnen, die dann ein sogenanntes vakuum bilden,
    neu gefüllt werden.

    wahrscheinklich eignet sich die bewusste stille besonders dafür, zu erkennen.

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  3. Ich habe mir vorgenommen für das Jahr 2010 sanfter und einfühlsamer mich in der Welt zu bewegen, weniger mich und andere zu überfordern, indem ich einerseits so viel wie möglich aus der Stille meiner Mitte handle und andrerseits mehr als bisher die Perle hinter der Schale des andern erkenne und somit ein (vorübergehendes) Verschliessen der Schale nicht als Abweisung der Perle empfinde :O) Om Namah Shivaya
    Karn

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  4. Lieber Raho,

    vielen Dank für diesen Blog. Er kommt genau richtig für das neue Jahrzehnt. Ich habe nach Weihnachten Dein Seminar "Der Weg ins Licht" besucht. Dieser Blog ist sehr hilfreich, um die vielen tollen Dinge, die wir in Deinem Seminar kennengelernt haben auch nachhaltig umusetzen.

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